Recycelter Polyester
Was ist Polyester und warum ist er so schlecht für die Umwelt? In diesem Artikel beleuchten wir eines der gängigsten Materialien für Kleidung – und warum recycelter Polyester die bessere Option ist.
Für die Herstellung von Kleidung wird kein Material so häufig verwendet wie Polyester. Herkömmlicher Polyester ist eine Kunstfaser auf Basis von Erdöl (Rohöl), genau wie Kunststoff. Rohöl ist ein fossiler Brennstoff, der im Ökosystem verbleibt, da er nicht biologisch abbaubar ist. In Hinsicht auf Nachhaltigkeit stellt konventionell gewonnener Polyester somit ein großes Problem dar.
Um die Ölextraktion zu vermeiden, die die Produktion von neuem Polyester erfordert, können andere Arten von bereits existierenden Kunststoffprodukten recycelt werden - zum Beispiel PET-Flaschen. Die Verwendung von PET-Flaschen zur Herstellung von recyceltem Polyester spart im Vergleich zur Herstellung von neuem Polyester große Mengen an Energie, CO2 und Wasser ein. Zudem wird auf die Verwendung von Rohöl, und damit auf die Beteiligung an bzw. Unterstützung der Ölförderungsindustrie verzichtet, die den größten Beitrag zum Klimawandel leistet. Hinzu kommt, dass Textilien aus synthetischen Fasern beim Waschen Mikroplastik freisetzen, das mit dem Abwasser in die Natur gelangt.
Wie wird recycelter Polyester hergestellt?
Recycelter Polyester wird durch einen mechanischen oder chemischen Prozess aus alten PET-Flaschen hergestellt.
Das mechanische Recycling von PET-Flaschen erfolgt durch Sterilisieren, Trocknen und anschließendes Zerkleinern der PET-Flaschen in kleine Schnipsel. Diese werden geschmolzen und zu Garn verarbeitet, aus dem sich schließlich Stoffe weben lassen. Hierbei handelt es sich um die gängigste Methode.
Auch beim chemischen Prozess werden die PET-Flaschen zunächst gereinigt und in kleine Plastikteilchen zerkleinert. Der Kunststoff wird dann einer sogenannten Depolymerisation unterzogen, einem Prozess chemischer Reaktionen, die den Kunststoff zu Monomeren (die Grundbausteine von Kunststoff) abbaut. Recyceltes Polyester entsteht durch Polymerisation dieser Monomere zu Kunststoff.
Der verwendete Kunststoff kann entweder „post-consumer“, also nach Gebrauch recycelt werden (z.B. aus PET-Flaschen), oder „pre-consumer“ recycelt werden, d.h. bevor er überhaupt auf den Markt kommt (meistens aus Resten und Abfällen, die in Fabriken anfallen).
Vorteile von recyceltem Polyester
Konventioneller Polyester steht recyceltem Polyester in vielen umweltrelevanten Aspekten nach. Für recycelte Polyester wird kein Rohöl benötigt, Energie, CO2 und Wasser eingespart Plastik (Flaschen) verarbeitet, das sonst höchstwahrscheinlich auf Mülldeponien oder in der Natur landen würde.
Kritik an recyceltem Polyester
Dass recycelter Polyester besser ist als "reiner" Polyester, liegt auf der Hand. Aber wie ist recycelter Polyester generell einzuordnen? Die Kritik an Kleidung aus alten PET-Flaschen basiert auf mehreren Dingen: Recycelte Polyesterkleidung kann nicht erneut recycelt werden, was bedeutet, dass mit der Umwandlung von PET-Flaschen in Kleidung die Endstation im Lebenszyklus erreicht ist. Aus ökologischer Sicht ist es daher besser, aus alten Plastikflaschen neue Plastikflaschen herzustellen. Auf diese Weise kann das Material mehrfach wiederverwendet werden, was die Anzahl neuer Plastikflaschen reduziert. Hier muss man allerdings anmerken, dass dies derzeit eher Wunschdenken als tatsächliche Praxis ist - nur ein sehr geringer Anteil alter Flaschen wird zu neuen Flaschen recycelt. Dennoch wird diese Art von „Closed-Loop-Recycling“ (Flasche zu Flasche) überall auf der Welt weiter ausgebaut, was bedeutet, dass wir dafür sorgen müssen, dass diese Entwicklung nicht durch das Recycling von PET-Flaschen zu Polyesterfasern untergraben wird.
Die Herstellung von Kleidung aus recyceltem Polyester trägt zur Freisetzung von Mikroplastik bei. Mikroplastik wird aus unserer Kleidung freigesetzt, verbreitet sich über Luft, Wasser und Nahrung und geht so in die Natur, Tiere und auch Menschen über. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Verbreitung von Mikroplastik einzudämmen. Die offensichtliche Lösung ist der Verzicht auf Kleidung aus Polyester. Durch die Beachtung spezieller Waschhinweise (wie die Verwendung eines Guppy Friends) ist es aber möglich, die Umwelt zu schonen, obwohl die Kleidung an sich nicht umweltfreundlich ist. Wie du deine Kleidung am besten pflegst, kannst du in unseren Wasch- und Pflegehinweisen nachlesen.
Der Begriff recyceltes Polyester wird nicht selten zu Marketingzwecken als eine Art Greenwashing-Tool verwendet. Dann geht es hauptsächlich darum, die Kleidung als „grün“ und nachhaltig zu vermarkten, indem lediglich alle Vorteile hervorgehoben werden, ohne dabei die Nachteile zu erwähnen.